Aktionstag Industrie in Leipzig

Aktionstag der IG Metall: Industrie-Beschäftigten treten Mega-Welle los

15.03.2025 | Super-Stimmung in Leipzig, ein Augustus-Platz voller entschlossener IG Metallerinnen und Metaller und eine Mega-Welle quer durchs Land: Mit einer eindrucksvollen Aktion demonstrierten die Industrie-Beschäftigten an diesem Samstag für ihre Arbeitsplätze, für ihre Zukunft, für eine Perspektive in ihren Betrieben. Allein in Leipzig machten 12.000 Kolleginnen und Kollegen Druck auf die nächste Bundesregierung. Bundesweit gingen am Aktionstag der IG Metall über 80.000 auf die Straßen. Denn sie haben genug von den Negativnachrichten, von den Abbauplänen der Manager, den Kürzungen und Verlagerungen. Sie erwarten, dass Politik und Wirtschaft endlich entschlossen investieren. Sie erwarten und sie fordern mehr Unterstützung für ihre Industrien und ihre Arbeitsplätze.

Super Stimmung, ein Meer an Fahnen und vor allem viele entschlossene Menschen: der Aktionstag in Leipzig. (Bilder: Christian v. Polentz)

Forderte die nächste Bundesregierung zum entschlossenen Investieren auf: Ralf Reinstädtler.

IG Metall-Vorstand Ralf Reinstädtler warnte in Leipzig vor einer politischen Hängepartie in Berlin: „Deutschland muss kernsaniert werden. Die Hütte brennt, wir wollen Taten sehen.“ Von Leipzig gehe eine klare Botschaft zu den Koalitionsverhandlungen in Berlin aus, betonte IG Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze: „Die Menschen erwarten ein Regierungsprogramm für eine starke Industrie und sichere Arbeitsplätze.“  

An Politik und Arbeitgeber gerichtet rief Ralf Reinstädtler, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall: „Zeigt Respekt gegenüber den Beschäftigten! Sucht intelligente Lösungen statt Kahlschlag und Stellenabbau!“. Reinstädtler begrüßte das von der künftigen Koalition in Aussicht gestellte 500-Milliarden-Sondervermögen für Infrastruktur, sieht aber noch Konkretisierungsbedarf. „Wir brauchen dieses Geld für zusätzliche Investitionen, um Arbeitsplätze zu sichern und unsere Industrie und unser Land fit für die Zukunft zu machen.“

Reinstädtler warnte vor Investitionen und Subventionen mit der Gießkanne: „Wer Geld vom Staat erhält, muss sich an Bedingungen halten: Schluss mit dem Jobabbau, alle Arbeitsplätze bleiben in Deutschland – gut bezahlt mit Tarifvertrag und einer starken Mitbestimmung. Managementversagen ist durch Lohnverzicht nicht heilbar.“

Monatlich verliere die Industrie 10.000 Arbeitsplätze, in den energieintensiven Branchen stünden vier Millionen Arbeitsplätze auf dem Spiel. Die IG Metall fordert dazu einen Strompreis-Deckel für Industrie und Verbraucher. Die Politik müsse zudem endlich verlässliche Rahmenbedingungen schaffen, damit Elektro-Mobilität Fahrt aufnehme: durch Kaufanreize wie sozial subventioniertem Leasing und eine ausgebaute Lade-Infrastruktur. Reinstädtler: „E-Autos dürfen keine Luxusgüter sein. Jeder Normalverdiener muss sich eines leisten können.“ Zudem müsse die Bundesregierung die Ansiedelung von Batteriezellfertigung in Deutschland unterstützen.

Auch zahlreiche Betriebsräte forderten in Leipzig eine wirtschaftspolitische Neuausrichtung in Deutschland. Wie dringlich die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben mehr Unterstützung für ihre Arbeit und die Industrieproduktion hierzulande erwarten, machten unter anderem Jens Köhler (BMW Leipzig), Dirk Vogeler (ArcelorMittal Eisenhüttenstadt), Uwe Kunstmann (VW Sachsen), Sabrina Selle (ZF Getriebe Brandenburg), Markus Gierloff (Stadler) und Laura Arndt (Tesla) deutlich.

Jens Köhler rief den Politikern zu: "Herr Merz und Kollegen - hört zu: Wir wollen eine Stärkung des Sozialstaates und eine Umverteilung der Finanzen. Deutschland muss Industrieland bleiben." Dirk Vogeler erklärte: "Die enormen Kosten für Strom, für Gas und für CO2-Zertifikate bedrohen nicht nur unsere Produktion. Sie bedrohen mittlerweile unsere Existenz. Das Gebot der Stunde ist nicht Sparen, sondern Investieren." Und Uwe Kunstmann machte den Politikern in Berlin deutlich: "Es ist Schluss mit dem politischen Geplänkel. Macht endlich Politik für die Menschen." Markus Gierloff forderte die Bundesregierung auf, die Schienenbranche zu unterstützen: "Mit dieser Industrie ist Zukunft in Deutschland zu machen." 

Etwas besonderes war auch der Auftritt einer Tesla-Betriebsrätin bei einer IG Metall-Kundgebung. "Wir alle wissen: Arbeitswelt und Industrie sind im Wandel", sagte Laura Arndt.  Und weiter: "Die Herausforderungen sind riesig. Überall. Auch für uns bei Tesla: Wir sind gerade dabei, unser Werk gewerkschaftlich zu organisieren. Dabei stehen wir an der Frontlinie eines Kampfes, bei dem es nicht nur um unsere Arbeitsplätze und um unsere Arbeitsbedingungen geht, sondern auch um unsere Werte und unsere Demokratie."

Und nachdem der deutsche Mr. Reggae „Gentleman“ noch einmal ordentlich eingeheizt hatte, betonte Dirk Schulze, IG Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen, im Anschluss an die  Kundgebung: „Von Leipzig aus senden die Industrie-Beschäftigten mit dieser großartigen Aktion und dieser starken Beteiligung eine klare Botschaft nach Berlin: Die Menschen erwarten von den Koalitionsverhandlungen ein Regierungsprogramm, das die Industrie gezielt fördert und die Arbeitsplätze wieder sicher macht. Der im Sondierungspapier von Union und SPD versprochene Industriestrompreis muss schnell kommen, damit die Unternehmen in Deutschland mit wettbewerbsfähigen Energiekosten planen können. Besser heute als morgen brauchen wir die angekündigte Investitionsoffensive. Nötig sind massive öffentliche und private Investitionen in die Zukunftsfähigkeit des Landes. Nur eine leistungsfähige Infrastruktur und eine moderne Produktion sichern gute Arbeit in der Industrie.“  

 

Von: ms

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